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Beim Tischtennis in der Jugendherberge gibt es keine Sprachbarrieren. Der kleine weiße Ball fliegt lustig hin und her. Mirander und Korntal-Münchinger erobern die grüne Platte am Dienstagabend im European Youth Hostel in Straßburg  - Stimmung ist angesagt. Wer kann den Ball am besten zurückspielen?

Rainer Wieland spielt zwar nicht mit beim Tischtennis. Doch die „Bälle“, die ihm die Jugendlichen am nächsten Tag bei dem Treffen im Europaparlament zuspielen, spielt der Vizepräsident des Europaparlamentes routiniert zurück. Selbst wenn ihn in dieser Partie die gut vorbereitete Eröffnung der Jugendlichen überrascht hat. „Wie definieren Sie Europa?“ will ein Mädchen aus Korntal-Münchingen gleich zu Beginn wissen. „Geografisch, geschichtlich und über die demokratischen Werte, auf die Europa stolz sein kann. Für diese Werte müssen wir ständig etwas tun“, antwortet Rainer Wieland.

Europa ist offen für die Vorschläge der Jugend

„Wie machen Sie Europa für die Jugend interessant?“ hakt ein Gymnasiast nach. „Neben einer Bringschuld der Politiker, gibt es auch noch die Holschuld. Ich kenne kein Parlament, das so transparent ist, wie das Europaparlament“, erklärt Rainer Wieland den 15- bis 16-Jährigen. Jede Sitzung kann auf der Website des Parlamentes angesehen werden. Alle Texte seien abrufbar. Die sozialen Netzwerke werden aktiv eingebunden. „Bei uns sind die Türen offen. Was können wir noch tun, damit die Jugend unsere Angebote annimmt?“, will der Europapolitiker umgekehrt von den Jugendlichen der Städtepartner wissen. „Demokratie ist keine Entertainment-Veranstaltung, wo einige wenige vorne etwas aufführen und andere nur zusehen. Wenn Sie eine gute Idee für Europa haben, komme ich gern an Ihre Schule zu einer Veranstaltung.“

Protest der Bauern beschäftigt die Schüler vom Lycée Agricole Mirande

Das war das Stichwort für die nächste Frage – diesmal der Jugendlichen aus Mirande: „Warum dürfen die Deutschen mit 16 Jahren bei der Europawahl mitmachen und wir nicht?“ Viele Themen, die die Jugend betreffen seien nicht Europasache – sondern obliegen der Verantwortung der Länder - oder wie das Wahlrecht in Frankreich und Deutschland der Nationen, lautet die Antwort von Rainer Wieland. „Dafür ist das ERASMUS-Programm der EU ein attraktives Angebot, das vielen Jugendlichen den Aufenthalt in einem europäischen Land ermöglicht.“ Insbesondere interessieren sich die Schülerinnen und Schüler des landwirtschaftlichen Gymnasiums Lycée Agricole Mirande, für die Traktoren, die in diesen Tagen das Europaparlament in Straßburg belagern und fast ihren Hinweg zur Jugendherberge blockiert haben. Rainer Wieland sieht die Lage der Landwirte in Europa nicht so kritisch: „Der Binnenmarkt ist für Europa ein großer Vorteil.“

Eine Städtepartnerschaft bedeutet: Miteinander statt übereinander reden

Gespannt hören sich die Schülerinnen und Schüler der Partnerstädte die Meinungen von Rainer Wieland an. „Was für einen Einfluss haben die Städtepartnerschaften für den Frieden in Europa?“ wird gefragt. Auch hier die klare Antwort: „Es ist immer besser miteinander zu reden, als übereinander. Egal ob in Frankreich oder Deutschland – uns bewegen dieselben Themen. Das werdet ihr bei Eurem Austausch auch bemerkt haben.“ Diese Erfahrungen im Rahmen einer Städtepartnerschaft trage – so Wieland -  zur Einheit und zum Frieden von Europa bei.

Die eine Stunde Diskussion vergeht wie im Flug. Man kann eine Nadel fallen hören, so aufmerksam sind die Jugendlichen. Doch eine Frage bleibt bis zuletzt noch offen: „Was geht in Europa, Herr Wieland?“ Die Antwort des Vizepräsidenten kommt prompt: „Nichts ohne Euch.“

Das Städtepartner-Videoprojekt wurde unterstützt von der Baden-Württemberg Stiftung mit dem Förderprogramm Nouveaux horizons.

Mehr Inforamtionen über den Städtepartner-Austausch finden Sie hier.