KallenbergWir laden Sie ein, unseren Stadtteil Kallenberg kennenzulernen.

Kallenberg - Das Dorf an der Straße

Jahrhundertelang, urkundlich belegt seit Anfang des 14. Jahrhunderts, war der Kallenberg lediglich ein Weinberg. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich das Bild. In den 1920er Jahren begannen sich die Flächen entlang der Landstraße nach Stuttgart, der heutigen B 10, zu bevölkern. 1925 zählte man hier fünf Häuser, darunter drei Gärtnereien. Diese Betriebe waren zumeist aus der großstädtischen Enge Stuttgarts hierher „geflüchtet“.  Die anfänglichen Siedlungsbedingungen waren hart – bis 1929 musste das Wasser vom Brunnen geholt werden, elektrischen Strom gab es nicht und Feldwege ersetzten die Straßen. Die „Landsträßler“, wie die Bewohner ein wenig abwertend bezeichnet wurden, entwickelten eine eigene Identität, einen besonderen Zusammenhalt. Die 1930er Jahre sahen die Ankunft der ersten Industriebetriebe. Unweit von Kallenberg entstand ausgehend von dem 1904 gebauten Gasthaus Müllerheim eine weitere Siedlung an der Landstraße. Auch hier zählten Gärtnerfamilien zu den Pionieren.

Der Ortsteil Kallenberg

Emmaus-Kirche

Die Wirtschaftswunderjahre mit ihrem großen Bedarf an privatem Wohnraum ließen hinter den Industriebetrieben an der Straße rasch eine Wohnsiedlung den Hang hinauf wachsen. Aus einigen wenigen „Landsträßlern“ war ein veritabler Ortsteil geworden, eine kleine Siedlungsgemeinde, der aber ein Zentrum fehlte. Es blieb der Initiative des Fabrikantenehepaars  Votteler vorbehalten, hier Abhilfe zu schaffen. Sie regten den Bau einer Kirche an, den sie samt Gestühl und fünf Glocken finanzierten und anschließend der Kirchengemeinde Münchingen als Schenkung übereigneten. Die feierliche Einweihung der Emmaus-Kirche  fand am 15. Juli 1956 statt.

Die Emmauskirche in Kallenberg

Der Brunnen

Der moderne Brunnen im Zentrum der Siedlung wurde 1992 im Zuge der Neugestaltung des Kirchplatzes eingeweiht. Geschaffen hat ihn der Pleidelsheimer Künstler Jörg Failmezger, der dabei auf die Geschichte Kallenbergs als Straßendorf, symbolisiert durch ein Edelstahlband, Bezug nahm. Nicht weit entfernt von hier wird der Blick des Besuchers noch weiter zurück in die Historie gelenkt. Neben der Dorfkelter im Rathaus bestand in Münchingen am Kallenberg, im Bereich der heutigen Stammheimer Straße, die so genannte Sindelfinger Kelter, benannt nach dem Stift Sindelfingen, dessen Vermögen 1477 zur Ausstattung der neugegründeten Universität Tübingen diente. 1654 verkaufte das Stift die Kelter am Kallenberg an die Kellerei Leonberg

Der Brunnen in Kallenberg

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gingen beide örtliche Keltern dann in die Verwaltung der Gemeinde über, die 1838 das Kallenberger Keltergebäude auf Abriss verkaufte. Spuren dieses Gebäudes, und damit einer Jahrhunderte währenden Weinbautradition, wurden in Gestalt zweier Halbreliefs erst jüngst wiederentdeckt. Die Sandsteinköpfe, von denen einer unverkennbar den Weingott Bacchus verkörpert, haben zweifellos einst die Kelter geziert. Repliken dieser Skulpturen, gestiftet vom Heimatverein Münchingen,  sind seit 2017 nahe ihres Fundorts zu bestaunen. Erhalten blieb bis heute nur zughörige Brunnen – allerdings nicht mehr an seinem Originalstandort, wo er Baumaßnahmen weichen musste.

Das Bachus Relief in Kallenberg

Müllerheim

Im Jahre 1904 kamen gleich zwei Münchinger, der Schmied Gottlob Wemmer und der Bauer Gottlieb Müller, auf den Gedanken, die Landstraße zur Erwerbsquelle zu machen. Beide errichteten Wohn- und Gasthäuser an ihrem Verlauf – der eine auf der Höhe beim Kaiserstein, worüber an anderer Stelle berichtet wird, der andere östlich des Dorfs nahe dem Kallenberg. Das „Neue Heim“ des Gottlieb Müller wurde bald zum „Müllerheim“, das seit seiner Konzessionierung 1913 Fuhrleute, Radfahrer und, bei schönem Wetter, Spaziergänger bewirtete. Mit der zunehmenden Motorisierung nach 1945 entwickelte sich die Gaststätte zu einem beliebten Fernfahrertreffpunkt. Eine besondere Attraktion stellte damals die hier betriebene Tankstelle dar. Doch noch lange machten Münchinger Bauern mit ihren Fuhrwerken hier halt, um einen Teil ihres auf Stuttgarter Märkten erwirtschafteten Geldes gleich in Naturalien umzusetzen.

Müllerheim

Gärtnereien

Auch in Müllerheim standen Gärtnereibetriebe am Anfang der wirtschaftlichen Entwicklung. Wie die benachbarte Gärtnerei Haug stammt auch die Firma Kurz ursprünglich aus Stuttgart-Gablenberg. Im Jahr 1939 siedelte Hermann Kurz den Betrieb nach Münchingen (Müllerheim) aus und ließ dort auf einer Fläche von 2 ha das Musterbeispiel einer auf dem Reißbrett entworfenen, intensiv bewirtschafteten Gemüsegärtnerei entstehen. Heute hat sich die Firma auf den Schnittblumenanbau und – Großhandel spezialisiert.