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Wiesen- und Baumgräber immer beliebter


Spaziergang Friedhof Trotz des herbstlichen Wetters und des „dunklen“ Themas war die Stimmung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern positiv. „Gerade können wir gut darüber sprechen, weil wir nicht akut betroffen sind“, so Wolfgang Müller.

Die Katholische Erwachsenenbildung Ludwigsburg, die Stadt Korntal-Münchingen und das Dekanat Ludwigsburg haben diesen Spaziergang mit Bürgermeister Alexander Noak, Bestatterin Marianne Stellmacher und Diana Jäger-Hein, Sachgebietsleiterin Öffentliche Sicherheit und Ordnung, auf die Beine gestellt, um ausführlich über Möglichkeiten der Bestattung zu informieren.

„Wo sind die Baumgräber?“ „Wie lange dauert die Nutzung eines Reihengrabs?“ „Was ist ein Wahlgrab?“ „Wo kann man anonym bestattet werden?“ Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger waren vielfältig. Diana Jäger-Hein ging auf die Fragen ein, verwies auf die aktuelle Satzung und gab Informationen, die online auf der städtischen Website unter

www.korntal-muenchingen.de/Friedhoefe zu finden sind.

„Die Friedhöfe spiegeln den Wandel der Gesellschaft wider und es ist wichtig, sich schon zu Lebzeiten damit zu befassen“, meinte Wolfgang Müller. „Man stirbt nicht mehr, wo man geboren ist und Gräber sollen pflegeleichter werden“. Er beobachtet, dass individuelle Wünsche bei den Bestattungsformen zunehmen. Zudem haben Angehörige ganz eigene Vorstellungen zu ihrem persönlichen Ort der Trauer.

Bei dem gut 1,5 stündigen Spaziergang war zudem Zeit, den Ort mal auf sich wirken zu lassen. So fragte Wolfgang Müller die Besucher: Was fällt Ihnen auf? Was sehen Sie?

Auf Wohlgefallen stieß bei vielen die Fläche der Baumgräber. Eine große Linde, um deren Stamm sich eine kreisrunde Bank schmiegt, ist der Mittelpunkt der Baumgräberfläche. „Immer beliebter werden auch die Baumgräber auf unserem Friedhof“, berichtete Diana Jäger-Hein. Der Unterschied zu anderen Grabarten ist, dass man beim Baumgrab keinen individuellen Platz für einen Grabstein, Blumen und Dekoration hat, sondern der Name des Verstorbenen an einer Wandstele aufgeführt wird. Angrenzend befindet sich eine Fläche für Wiesengräber. Hier ist eine Erdbestattung möglich. Ein Kissenstein kann dort aufgestellt werden, aber es findet sich keine eigene Bepflanzung dort, sondern der Bereich ist eingesät.

Künstler Kalscheuer und Schwester Anne

Oase am Weg für Trauernde

Eine im Landkreis einzigartige Einrichtung ist die „Oase am Weg“ auf dem Korntaler Friedhof. Stolz präsentierte Schwester Anne von der Brüdergemeinde das hübsche Häuschen den Interessierten beim Rundgang. Bevor Schwester Anne das 1924 erbaute Häuschen im Jahr 2019 aus seinem Dornröschenschlaf weckte, war es einige Jahre von der Friedhofsgärtnerei genutzt worden. „Wie können wir einen Ort schaffen für Menschen, die keinen Ort zum Trauern haben?“ Die Idee, einen Ort der Begegnung für Trauernde zu schaffen, motivierte sie und führte schließlich zur Sanierung des Gebäudes am südlichen Rand des Korntaler Friedhofs. Mit seinen einladenden Innenräumen und einem kleinen Außenbereich richtet sich die Begegnungsstätte nicht ausschließlich an Trauernde, sondern bietet Raum für Gespräche. Im November hat die Oase am Weg von Mittwoch bis Samstag von 14 – 16 Uhr geöffnet.

Künstler Kalscheuer mit seiner Figur Gemeinsam

Oase am Weg am Friedhof in Korntal

Sehenswert ist die Deckenbemalung, die bei der Sanierung gemäß der historischen Vorlage wieder angebracht wurde. Besonders am Herzen liegt Schwester Anne die Skulpturengruppe im Außenbereich der Oase am Weg. Die drei beweglichen Figuren „Gemeinsam“ sind für viele Trauernde die Brücke, um in ein Gespräch zu kommen. „Es ist unglaublich, was Menschen erzählen, wenn sie die Figuren drehen“, berichtete Schwester Anne.

Zum Abschluss des Rundgangs lauschten die Besucher Cello- und Orgelspiel in der Aussegnungshalle. Mit vielen Eindrücken, neuen Gedanken und vielleicht auch ein bisschen weniger Berührungsängsten zum Thema Trauer und Friedhof spazierten die Besucherinnen und Besucher an diesem Tag nach Hause.

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Redakteur / Urheber
Angela Hammer