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Nach 30 Monaten Bauzeit Brückensanierung endlich abgeschlossen


30 Monate später ist die Brücke, die im Stadtteil Korntal über die Bahngleise führt und Verbindung zu den Autobahnzubringern ist, wieder für den Verkehr freigegeben. „Die nächsten 80 bis 100 Jahre sollten wir Ruhe haben“, sagte Alexander Bagnewski, Fachbereichsleiter Hoch- und Tiefbau, bei der offiziellen Öffnung am Freitag. Doch der Weg zur Öffnung war steinig: Die ursprüngliche Kostenschätzung erhöhte sich schon zu Beginn wegen fehlender Bewerbungen auf die erste Ausschreibung. Auch die Planung wurde nachjustiert und eine Kombination aus Fuß- und Radweg ergänzt. Massive Verzögerungen und Kostenerhöhungen waren im weiteren Lauf dem schlechten Zustand der Brücke geschuldet. Fehlende Brückenbücher machten die Planung der Sanierung des Bauwerks aus den 40-er Jahren noch schwieriger. Während der Sanierung sorgte die massive Korrosion an der Stahlkonstruktion und an den Fußgelenken der Mittelstützen für Preissteigerungen und Verzögerungen. Auch das giftige Bleimennige, das einst als Rostschutz verbaut wurde, trieb die Kosten in die Höhe. Und dann war da noch die Bahn: „Sie können sich nicht vorstellen, welche Schwierigkeiten die Bahn bereitet“, erzählte Lukas Proß von der Baufirma Leonhard Weiß. „Teilweise hatten wir nur ganz kurze Zeitfenster von 3,5 Stunden pro Nacht und selbst die wurden manchmal wegen Sonderzügen gestrichen.“ Auch der Ukraine-Krieg verzögerte das Vorankommen. Einige Stahlteile hätten direkt aus der Ukraine geliefert werden sollen.

Aktuell sind 4 Millionen für das Bauprojekt im Haushalt eingestellt. Wie die Gesamtkosten dann aber ausfallen, steht noch nicht fest. Da etwa Summen von Förderung bzw. Nachträgen noch nicht final sind.

Seit Freitag, 30. September, rollt der Straßenverkehr wieder. Für Fußgänger und Fahrradfahrer war die Brücke schon seit Sommer passierbar. „Viele Korntaler Bürger sind jetzt sicher glücklich, dass sie wieder über die Gleise fahren können“, vermutete Bagnewski, als er zusammen mit Gemeinderätinnen und Gemeinderäten sowie Vertretern der Firma Leonhard Weiß das symbolische Band durchschnitt. Sein Dank galt seinem Kollegen Achim Plos, der das Projekt bei der Stadt betreute, den Vertretern der Baufirma sowie dem Gemeinderat für die Unterstützung.

Daten – Zahlen – Fakten

  • Bis zu 6.000 Fahrzeuge passieren die Brücke täglich.
  • Stahlbrücke aus dem Jahr 1941, Länge ca. 47m, diese wurde 1986 vom Land BW durch Umwidmung an die Stadt Korntal-Münchingen übertragen
  • Komplexes Projekt: Sowohl das Regierungspräsidium Stuttgart als auch die  Verwaltung Korntal-Münchingen sind für Teile der Brücke zuständig.

Kostenentwicklung und Verzögerungen

  • Planung Stand 30.03.2018: Kostenschätzung                           663.000 Euro
  • Kostenerhöhung in 2019: Auf die Ausschreibung gingen keine Bewerbungen ein; Planungsänderung (Kombination Rad- und Fußweg) und Erhöhung der Einheitspreise               998.000 Euro
  • nach einer erneuten Ausschreibung ging der Zuschlag an die Firma Leonhard Weiss mit der Auftragssumme:   1.275.741,18 €
  • Kostenerhöhung in 2020: Brücke ist in schlechterem Zustand als prognostiziert. Nach dem Freilegen der Stahlkonstruktion im Juli 2020 wurde das komplette Ausmaß der Beschädigungen durch Korrosion ersichtlich sowie bauliche Gegebenheiten, die vorab aus den Bestandsplänen nicht ersichtlich waren (z.B. ausbetonierte Brückenkappen; Kostenerhöhung um 285.000 € von 1.275.000 € auf 1.560.000 €

  • Kostenerhöhung in 2020: Im Zuge der weiteren Bautätigkeiten ergaben sich erneut bauliche vorab nicht bekannte Begebenheiten (z.B. Grundbeschichtung aus Bleimennige als Korrosionsschutz die zu einem Baustopp führten, Lage und Abstand der Tonnenbleche die nicht den Bestandsplänen entsprachen und die Stahllängsträger bereits massiv durch Korrosion beschädigt waren, was eine Überplanung und Neuberechnung der Statik zu folge hatte:  Kostenerhöhung um 385.000 € von 1.560.000 € auf 1.945.000 €

  • Kostenerhöhung 2021: Im Frühjahr 2021 erneuter Stillstand der Arbeiten, da in den Fußgelenken der Stahlmittelstützen (Pendelstützen) gravierende Korrosion festgestellt wurde, welche zu einem Materialversagen führen kann. Gemäß dem aktuellen Regelwerk der Deutschen Bahn mussten die Stützen durch eine Betonwandscheibe ersetzt werden. Diese Arbeiten erforderten eine Überplanung und Neuberechnung der Statik sowie Abstimmungen mit der Bahn, da die Herstellung der Wandscheibe im Gleisbereich nur in den kurzen nächtlichen Zugpausen möglich war. Die Beprobung des Betonabbruchs aus dem Überbau ergab teilweise eine Einstufung in die Deponieklassen II und III für die Deponiekosten anfallen. Auf Grund der zahlreichen, vorab nicht bekannten baulichen Gegebenheiten konnte die Bauzeit nicht eingehalten was Mehrkosten für das Vorhalten der Baustelleneinrichtung und Baustellengemeinkosten der Baufirma zur Folge hat. Kostenerhöhung um 1.089.900 € von 1.945.000 € auf 3.034.900 €

  • Kostenerhöhung und Verzögerung in 2022: Stahlarbeiten verzögern sich – Unstimmigkeiten wegen Qualität des gelieferten Materials und Ausführung der Stahlarbeiten

    Aktuell sind 4 Millionen Euro für das Projekt im Haushalt eingestellt; Derzeit liegen aber noch nicht alle Fakten (Nachträge, Förderung etc.) vor, um einzuschätzen, ob die Summe benötigt wird bzw. ausreicht.