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Fahrtests bestanden – barrierefreie Bushaltestelle kann kommen


Ein rotweißes Band liegt auf der Straße vor dem Korntaler Bahnhof und markiert den geplanten, erhöhten Bordstein. „Soll ich noch mal eine Runde fahren?“, fragt der Busfahrer von Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR). „Ja, und diesmal noch näher an die Markierung heran“, so die Antwort der Planer. Denn zwischen Bus und Bordstein ist noch zu viel Abstand, um „barrierefrei“ einzusteigen. Und genau darum ging es am Donnerstag, 28. Juli, bei Fahrtests am Korntaler Bahnhof: das Einsteigen in die Busse der Linien 612 und 90 soll auch mit Kinderwagen, Rollstuhl, Rollator und für mobilitätseingeschränkte Menschen einfacher werden. Zum Fahrtest-Termin geladen hat die Stadtverwaltung Vertreter der Busunternehmen SSB und OVR sowie vom Ingenieurbüro BNP, um den Buseinstieg barrierefrei umzugestalten. „Es ist wichtig, dass es reibungslos funktioniert mit der An- und Abfahrt der Busse, aber im Detail muss man viele Faktoren beachten“, sagt Achim Plos, zuständig für das Teilprojekt bei der Tiefbauabteilung. Nur wenige Zentimeter mehr machen einen barrierefreien Ein- und Ausstieg in die Busse möglich. „An der vorderen und mittleren Türe der Busse muss der Bordstein 18 Zentimeter hoch sein“, weiß Kerstin Graf vom SSB und markiert die Einstiege mit einem Kreuz auf dem Boden. Schon jetzt barrierefrei einsteigen können die Bürger an Bushaltestellen in Kallenberg, in Müllerheim und in der Danziger Straße. „Dabei geht es nicht nur um die Höhe des Bordsteins“, erklärt Diana Jäger-Hein, Sachgebietsleiterin Öffentliche Sicherheit und Ordnung. „Auch Blindenleitsteine müssen an der Haltestelle eingesetzt werden.“

Bustür mit Symbolen

Testfahrten mit positivem Ergebnis

Wie müssen die Busfahrer an die Kante fahren, damit man sicher einsteigen kann und ist genug Platz zum Rangieren da? Können Busse aneinander vorbeifahren? Können die Fußgänger weiterhin problemlos die Straße queren, wenn der Bus weiter vorne hält? Nach einer Stunde und einigen Testfahrten liegen erste Ergebnisse vor: Die Erhöhung des Bordsteins ist praxistauglich.

Busfahrer am Bahnhof Korntal parkt ein

Die Ergebnisse fließen nun in die Planungen zur Neustrukturierung der Mobilitätsinfrastruktur am Bahnhof Korntal ein. Im kommenden Jahr soll das Areal rund um die aktuelle Radabstellfläche neu gestaltet werden und ein Radparkhaus, eine neue Wegeführung, optimierte Beleuchtung, Grünflächen und mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Auf einer Fläche von 800 qm werden in Zukunft zeitgemäße Ansprüche an Fahrradfahren und -parken mit Klima- und Naturschutz sowie Starkregenschutz verbunden. Die Maßnahme wird vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur gefördert.

Bundesministerium Verkehr und digitale Infrastruktur

Die Neuordnung der Mobilitätsinfrastruktur am Bahnhof Korntal schreitet voran

„Unser Ziel ist es, mit der Neustrukturierung am Bahnhof die Mobilitätsangebote für Bahn- und Busfahrer, Radfahrer, RegioRad-Nutzer, Carsharing-Nutzer sowie Fußgänger zu vernetzen und für alle Verkehrsteilnehmer optimale Bedingungen zu schaffen“, erklärte Angelika Lugibihl. „Dabei wollen wir positive Anreize für eine Verkehrsnutzung im Sinne der Nachhaltigkeit setzen.“

RegioRad nutzen und vor Vandalismus schützen

Zur Mobilität am Bahnhof Korntal zählt auch die neue RegioRadstation mit den Leih-Pedelecs. Wer möchte kann sich per App ein Rad mieten und dies an einer der vielen Stationen im Landkreis und in Stuttgart wieder abstellen. „Leider sind die RegioRäder stark von Vandalismus betroffen“, berichtet Angelika Lugibihl vor Ort. „Wer etwas Verdächtiges sieht, soll dies bitte der Polizei melden“, sagt die Sachgebietsleiterin und packt gleich selbst an, um ein auf der Wiese abgestelltes Rad umzuparken. Vom Vandalismus betroffen ist vor allem die Station am Bahnhof Korntal. Die Verwaltung steht mit RegioRad in Kontakt, um Lösungen zu entwickeln.

Frau Lugibihl parkt ein RegioRad um

Blaue Räder vor dem Bahnhof in der Sonne

Noch sind die Leihräder in Korntal an einer virtuelle Station – also einem freien Platz – vor dem Bahnhof untergebracht. „Im Zuge unserer Neuordnung erhalten sie eine feste Station bei den Radparkplätzen oder in der Nähe des jetzigen Standorts“, weiß Lugibihl. Ob RegioRäder oder barrierefreies Einsteigen in den Bus oder die Sanierung der Treppenabgänge über die Bahngleise – alle Puzzlesteine rund um den Bahnhof müssen sorgfältig bedacht und ineinandergreifen, damit es im kommenden Jahr losgehen kann und die vielen kleinen Teile ein optimales Ganzes ergeben.