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Jede Fähigkeit ist wertvoll!


Podiumsgespräch im Widdumhof

Ein bisschen aufgeregt blickten schon vor dem Auftritt zwei Häschen durch die Bühnenvorhänge im Widdumhof. „Wann sind wir wohl dran?“ schienen sich die Kinder der Ludwig-Heyd-Schule zu fragen. Mit bunten selbst gebastelten Masken mimten sie Hasen, Frösche und Schmetterlinge. Was ist denn nun die wichtigste Fähigkeit? Darüber gerieten die Tiere in einen Streit. Ist es, dass der Hase gut hört, der Frosch gut tauchen kann oder der Schmetterling so hübsch fliegt? Alle sind gleichwertig und jeder kann etwas mit seiner Fähigkeit einbringen. Mit diesem Fazit zeigten die Kinder in ihrem Theaterstück auf, worüber sich die Erwachsenen beim Inklusionsnachmittag am vergangenen Sonntag Gedanken machten. „Inklusion in unserer Stadt – wie geht‘s? so lautete passend die Überschrift der Veranstaltung, zu der die Inklusionsbeauftragte der Stadt Andrea Käufer in den Widdumhof geladen hatte. Und viele folgten der Einladung zum bunten Bühnenprogramm mit anschließendem Zusammenkommen am Nachmittag. Alexander Noak, Erster Beigeordneter, dankte in seinem Grußwort der Inklusionsbeauftragten und ihrer Stellvertreterin Anne Graser, dass sie sich mit der Stadt auf den Weg machen, um Inklusion in Korntal-Münchingen weiter voran zu bringen. Zusammen mit den Menschen möchte die Stadt Korntal-Münchingen die Voraussetzungen schaffen, dass Inklusion gelingt, führte er aus.

Andrea Käufer Inklusionsbeauftragte

Korntal-Münchingen ist Vorreiter im Landkreis

Eine Sonderstellung unter allen Kommunen im Landkreis nimmt Korntal-Münchingen schon jetzt mit der Inklusionsbeauftragten ein. Andrea Käufer, die seit Juni 2021 ihre Aufgabe als Inklusionsbeauftragte für Korntal-Münchingen wahrnimmt, ist allein auf weiter Flur. Claudia Lychacz, Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung im Landkreis Ludwigsburg, war am Sonntag eine Gesprächspartnerin beim Podiumsgespräch, dem Kernstück der Auftaktveranstaltung. Sie zeigte sich erfreut: „Ich wünsche mir, dass alle Kommunen im Landkreis sich auf den Weg machen“.

Die kleinen Dinge machen oft den Unterschied

Oft sind es die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen. Das zeigte sich auch als Claudia Lychacz mit ihrem Blindenführhund die Bühne betreten wollte. Nein, diese Treppe ist nicht sicher, „sagte“ der Hund quasi zu seiner Halterin. Denn er hat gelernt, dass er nur Treppen mit ihr nehmen darf, die breit genug und somit ungefährlich sind. Über ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Inklusion berichteten Bürgerinnen und Bürger in einem Podiumsgespräch. Mit Vorbehalten auf institutioneller Seite hatte Frau Schradetzki zu tun, die sich als Mutter einer Tochter mit Behinderung für gleichberechtigte Teilhabe stark macht. „Inklusion wird noch lange nicht gelebt“ ist ihr Fazit, das zum Umdenken aufruft. Herr Raths erzählte ähnliches, denn er war in vielen Einrichtungen der erste Rollstuhlfahrer und oft war für seine Situation noch kein Bewusstsein vorhanden. Sein Motto lautet „Ich kann alles, so lange man mich lässt“. Auch Berührungsängste mit seiner Person brauche man keine zu haben: „Ich freu mich immer über Hilfe!“. Durch den Nachmittag führte Sascha Wössner als Moderator, der als sehbehinderter Mensch an vielen Stellen anknüpfen konnte. Auch Albrecht Gaiser, der sich als Gemeinderat für Inklusion in Korntal-Münchingen engagiert, nahm am Podiumsgespräch teil. Mitgebracht hatte der Sonderpädagoge ein VfB-Trikot. Auf dem Trikot ist der Schriftzug „Brust raus für Inklusion“ als Motto des VfB. „Das könnte genauso das Motto für Korntal-Münchingen sein. Das wollte ich damit veranschaulichen, eindrücklich und humorvoll inszenieren“, erklärte Albrecht Gaiser.

Konkrete Themen an dem Mittag waren neben inklusiver Bildung und Betreuung, behindertengerechte Toiletten, inklusive Spielplätze sowie Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Aber auch Einfache Sprache als verbindende Kommunikationsmöglichkeit. Viele Aufträge für die Inklusionsbeauftragte und die Stadt also? Frau Käufer sieht sich als Kontaktperson zwischen der Verwaltung und den Anliegen der Menschen: „Gemeinsam können wir schrittweise die Inklusion in unserer Stadt weiterentwickeln“. Andrea Käufer betonte: „Inklusion bedeutet- alle Menschen gehören dazu, daher braucht es für alle Menschen eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe.“

Menschen sprechen nach dem Inklusionsfest an Ständen im Hof des Widdumhofs

Den Ohrwurm des Tages lieferte das SportNest mit einem fröhlichen und bewegten Song zur „Banane aus Afrika“, zu dem der ehrenamtliche Musiktherapeut Michael Bäßler die Kinder instrumental begleitet hat.

Besonders erfreut über die Begegnungen und den Austausch im Anschluss im Höfle des Widdumhofes zeigte sich Marcus Koestler, der das Thema Inklusion bei der Verwaltung seit vielen Jahren auf der Agenda hat. „Das war ein richtig gelungenes Fest“. Und damit meinte er nicht nur die leckeren Waffeln am Stiel und das Eis, sondern vor allem die Gespräche bei fröhlicher Stimmung. Vor Ort präsentierten sich der VdK und die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) sowie die Interdisziplinäre Frühförderstelle in Vaihingen an der Enz als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger. Wer den Nachmittag verpasst hat und Ideen, Anregungen oder Fragen hat, kann sich gerne melden. Per Mail erreichen Sie Andrea Käufer unter inklusion(at)korntal-muenchingen.de. Auch im Amtsblatt und auf der Homepage von Korntal-Münchingen erscheinen die Kontaktdaten und Hinweise auf Veranstaltungen.