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Jetzt geht es wieder los mit der Sommergewitter- und Starkregensaison


„Jetzt geht es wieder los. Im Juni und Juli ist Starkregensaison. Was passieren kann, wissen wir in Korntal-Münchingen seit über zehn Jahren, als Straßen und Keller in unserer Stadt überflutet wurden. Seit den tragischen Ereignissen im Ahrtal im vergangenen Jahr ist das Thema nun so gut wie jedem bewusst geworden“, sagt Angelika Lugibihl, Sachgebietsleiterin Umwelt-, Klima-, und Naturschutz bei der Stadt Korntal-Münchingen. „Wichtig ist nun für die Bürger eigene Gefahrenschlüsse zu ziehen und Vorsorge zu betreiben“.

Dass nur ein einziges Regenereignis ausreicht, um katastrophale Schäden anzurichten, erlebten die Kommunen in der Glemsregion in den Jahren 2009 und 2010. Im Jahr 2010 schwoll die Glems in wenigen Stunden durch Regenmassen an - Häuser, Autos, Tiefgaragen wurden geflutet. In Korntal-Münchingen war es nicht die Glems, sondern die Wassermassen eines Gewitterregens, die ein Jahr zuvor Straßen und Keller fluteten. Nach den Aufräumarbeiten schlossen sich die Gemeinden zusammen, um in Zukunft besser gewappnet zu sein. Das Pilotprojekt „Risikomanagement Starkregen in der Glemsregion“ wurde ins Leben gerufen und mit größter finanzieller Unterstützung durch das Land sogenannte Starkregenkarten erarbeitet und in das kommunale Handeln implementiert.

Eine beispielhafte Errungenschaft aus dem Arbeitskreis sind also die öffentlich zugänglichen Starkregenkarten. „Jeder Bürger hat kostenlos die Möglichkeit nachzuschauen, ob und inwiefern seine Immobilie von Überschwemmung bei Starkregen betroffen ist“, so Lugibihl. „Ich rate jedem Eigentümer in Korntal-Münchingen sein Risiko abzuschätzen. Denn die Vorsorge am Haus ist Sache des Besitzers“, so die Fachfrau.

Die Stadt bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern Infomaterial und ein Förderprogramm zum Thema Starkregen an.

Wo sind die Problemzonen? Starkregenkarten für Korntal-Münchingen helfen Hausbesitzern und Bauherren bei Vorsorge

Die Starkregenkarten sind im Netz unter www.starkregengefahr.de zu finden. Per Zoom kann man sein Wohngebiet und seine Straße anschauen. In der Karte ist ein Wassersymbol abgebildet, bei welchem man die zwei Szenarien „außergewöhnlich“ und „extrem“ auswählen kann. Auf der Karte werden dann in Blau die Wege des Wassers – sprich die gefährdeten Gebiete angezeigt. Mit Modellrechnungen kann der Lauf des Wassers simuliert werden. In der Karte werden für unterschiedliche Wassertiefen verschiedene Blautöne verwendet. Je „blauer“ desto höher kann die Überströmung und somit der Schaden werden.

Was können die Bürger tun?

„Zunächst sollten Bürger schauen, ob ihre Immobilie gefährdet ist und wenn ja, ist es sinnvoll einen Experten zu Rate zu ziehen“, schlägt Lugibihl vor. Manchmal reicht es schon, wenn man sich bewusst ist, dass Technik im Keller steht oder, dass die Kellerfenster nach innen aufgehen, was bei Überflutung ungünstig ist.

„Manchmal sind wenige Vorsorgemaßnahmen hilfreich, manchmal sind jedoch auch größere Investitionen erforderlich.“ Da der Bedarf von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich ist, bietet die Stadt ein Förderprogramm zur Fachberatung an.

Tipp: Städtisches Förderprogramm in Anspruch nehmen

Beim Förderprogramm „Klimaschutz und Klimawandelanpassung“ wird eine qualifizierte Maßnahme zum Gebäudeschutz vor Hochwasser und Starkregen mit 300 Euro bezuschusst. Wer förderwürdig ist und welche Experten Tipps geben dürfen, kann online auf der städtischen Website nachgelesen werden.

Die Stadt bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern Infomaterial und ein Förderprogramm zum Thema Starkregen an.

Vor 20 Jahren hätte man Korntal-West ganz anders geplant

Alle Planungen arbeiten zwischenzeitlich mit den Starkregen- und Hochwasserkarten aus dem Glemsprojekt und setzen sie bei Bauprojekten ein. „Vor 20 Jahren hätte man zum Beispiel Korntal-West vermutlich anders geplant, als wir das nun mit Hilfe der Starkregenkarten für erforderlich erachteten. Wer hätte gedacht, dass es schon am Hang zu beachtlichen Wassermassen kommen kann?“, berichtet Angelika Lugibihl. Zwei große Retentionsflächen am Fuße des Wohngebiets Korntal-West sollen im Ernstfall die Wassermassen aufnehmen. Ein Kanalsystem führt das Wasser unter den Gleisen zu den Flächen. Areale mit Steinen sollen ein Wegspülen des Bodens verhindern und bieten zudem Eidechsen und anderen Kleintieren ein Zuhause.

Retention: Hier kann das Wasser im Falle eines Starkregenereignisses hinfließen.

Sogar der stufenartig angelegte Grünstreifen in der Mitte des Gebiets ist mehr als nur eine Augenweide und Erholungsfläche. „Das Regenwasser wird aus dem gesamten Gebiet zu den Kaskaden geleitet und in den Mulden zurückgehalten und verzögert weitergeleitet. Das entlastet die Kanalisation“, weiß Lugibihl. Klatschmohn, Rotklee, Kornblume und viele weitere heimische Wiesenpflanzen haben den Grünstreifen bereits erobert und bieten Insekten und Vögeln ein reichhaltiges Buffet. „Hier gehen Klimawandelanpassung und Naturschutz Hand in Hand“, freut sich die Sachgebietsleiterin.

Unterirdische Kanäle führen das Regenwasser zu den Kaskaden in der Mitte von Korntal-West, um die Kanalisation zu entlasten.

Zu den Starkregenkarten und dem Förderprogramm finden Sie hier Infos:

Einen Flyer zur Information erhalten Sie bei der Umweltstelle im Rathaus Korntal, 4. OG.

Die Nina-App empfiehlt die Bundesregierung jedem Bürger auf seinem Smartphone zu installieren. Die App dient dem Bevölkerungsschutz und warnt auch vor Unwettern.

Starkregen – was ist das?

Im Juli 2010 fielen teilweise bis zu 180 mm Regen in einem Zeitraum von ca. zwei Stunden. Das ist ca. ein Viertel dessen, was sonst innerhalb eines ganzen Jahres fällt (ca. 750 mm) und etwa zwei- und dreimal so viel wie die durchschnittlichen 70 mm des Juli.

Solche heftigen Niederschläge werden als Starkregen bezeichnet. Auch schon weniger extreme Ereignisse können zu Schäden führen, da die Kanalisationen das Wasser nicht aufnehmen und die Aufnahmefähigkeit der Böden ist nach kurzer Zeit erschöpft.

Gefahren und Risiken durch Starkregen

Starkregen tritt in der Regel sehr plötzlich auf. Es bleibt nur sehr wenig Zeit, um Menschen und Güter in Sicherheit zu bringen. Senken, Straßen und Wege werden zu reißenden Gewässern.