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So einfach wie möglich - so genial wie erhofft


Was bisher geschah: Die Stadt Korntal-Münchingen plant im Stadtteil Münchingen den dringend benötigten Neubau einer Mehrzweckhalle. Das multifunktionale Gebäude soll in unmittelbarer Nähe auf dem Platz der bisherigen „Festwiese“ entlang der Korntaler Straße entstehen. Die bestehende Albert-Buddenberghalle und das Gebäude „Korntaler Straße 12“ wird hierfür abgerissen. Für die Planung der Mehrzweckhalle wurde ein europaweiter Teilnahmewettbewerb durchgeführt.

Bei der Pressekonferenz am 8. April verkündet die Preisjury das Ergebnis ihrer Entscheidung über den Wettbewerb zur Mehrzweckhalle.

Die Anforderungen an die Wettbewerber sind vergleichbar mit einem Sprung in einen Spagat: Auf der einen Seite soll die neue Multifunktionshalle sportlich genutzt werden, auf der anderen Seite soll die neue Halle auch ein wichtiger Baustein für die Aufwertung des sozialen und kulturellen Lebens werden und etwas darstellen. Teil des ausgeschriebenen Wettbewerbs war deshalb die Kombination aus einer modernen dreiteilbaren Sporthalle für den Schul- und Vereinssport, einem Gymnastikraum sowie einer Bühne. Den ganzen Donnerstag, den 7. April, tagte die Preisjury, die aus ausgewählten Architekten und Landschaftsarchitekten sowie Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderates, der Vereine und der Schulen zusammengesetzt war. Ihr Ergebnis verkündeten sie am Freitagmorgen bei einer öffentlichen Pressekonferenz im Widdumhof, bei der auch interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. In der anschließenden Ausstellung, die von Freitag bis Montag, den 11. April 2022, im Widdumhof zu besichtigen war, konnten die besten Entwürfe begutachtet werden.

Zu sehen ist die Außenansicht des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs von der Mehrzweckhalle in Münchingen - geplant von 2BA Architekten GmbH

So einfach wie möglich - so genial wie erhofft

„Wir waren gar nicht so lange weg vom Widdumhof“, stellt Bürgermeister Dr. Joachim Wolf zu Beginn der Pressekonferenz am Freitagmorgen fest. Bis in den Donnerstagabend hinein habe die Preisjury getagt. „Das zeigt wie wichtig allen die Entscheidung für die neue Mehrzweckhalle ist.“ Ergebnis der stundenlangen Sitzung: Unter den zehn eingereichten Entwürfen sticht ein eindeutiger Preisträger hervor - mit Abstand, denn statt einen zweiten Platz nachfolgend zu küren, entschied die Jury sich für zwei dritte Plätze.

Der Realisierungsteil: eingeschossig, barrierefrei, dreiteilig, energetisch nachhaltig

Bürgermeister Dr. Wolf erklärt mit dem Vorsitzenden der Jury den Siegerentwurf zur Mehrzweckhalle.

Die Vorteile des Siegerkonzeptes liegen für den Stuttgarter Architekt Prof. Kai Haag, der den Vorsitz der Jury übernahm, auf der Hand: „Die Einfachheit dieser Arbeit, aber auch die Klarheit der Konstruktionen, der Funktionen und der Gestalt haben uns überzeugt.“ Die Besonderheit des Siegerentwurfs des Büros 2BA ist die Eingeschossigkeit – das heißt alles ist auf einer Ebene und damit voll barrierefrei. Aus seiner Sicht hat deshalb das gerade erst mal 2020 in Stuttgart gegründete Architekturbüro 2BA „fast alles richtig gemacht“ – denn Verbesserungspotential gibt es natürlich immer.

Auf der einen Seite Umkleiden und auf der anderen sind die Geräteräume vorgesehen - Entwurf 2BA Architekten GmbH

Um sowohl die sportliche als auch die kulturelle Nutzung zu ermöglichen, ist das Konzept des Realisierungsteiles des Festgebäudes sehr straff organisiert: Auf der einen Seite liegen die Umkleiden mit der Möglichkeit Sitzstufen anzuordnen und auf der anderen Seite sind die Geräteräume vorgesehen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Küche zentral im rückwärtigen Bereich liegt und damit von dort aus unmittelbar sowohl das Foyer als auch der Saal bedient werden kann. „Die Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass wir einen durchgehenden Sockelbereich haben und darüber die Konstruktion für den höheren Saalteil als Holzkonstruktion mit umlaufender seitlicher Belichtung“, erklärt Prof. Kai Haag. So könne das Spielfeld gut ausgeleuchtet werden und quasi auch „nachts wie eine Laterne“ leuchten.

Architektin Charlotte Mauz vom Architekturbüro 2BA hält fest: „Die Jury hat auch überzeugt, dass die Bühne direkt angegliedert ist.“ Deshalb kann sie separat auch mal als Gymnastikraum umfunktioniert werden. „So einfach wie möglich“ -  von der mehrfachen Nutzung, über die Beleuchtung bis hin zum Lärmschutz – das sei die Devise gewesen mit der ihr Architekturbüro an den Entwurf der Multifunktionshalle herangegangen ist.

Dabei ist auch der Lärmschutz ganz einfach gelöst: Vorgesehen ist ein Baukörper, der gestaffelt ist mit zwei Vorbauten, die einen angenehmen Abstand zu Schule schaffen und zu den benachbarten Häusern – während sich die Halle als höherer Baukörper in der Mitte zurücknimmt.

Und das energetische Konzept? Hier hat das Büro 2BA – man vermutet es schon -  eine möglichst einfache Lösung parat: Natürliche Lüftung über den Oberlichtern sorgen  für ein angenehmes Klima. Den Sonnenschutz bietet die vorgehängte Lamellenstruktur der Fassade nach Osten und Westen. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Sporthalle ist groß ausgelegt, um auf diesem Dach als Antwort auf die drohenden Energiekrise maximale Stromerträge zu erzielen.

Apropos Dachfläche: Die Dachflächen des seitlichen niedrigen Baukörpers sind nicht nur begrünt – sie sollen auch mit einem hohen Anteil an Gräsern die Artenvielfalt fördern und hübsch anzusehen sein.

Der Ideenteil: Eine neue Campusmitte mit einem halbkreisförmigen Forum mit einer flexiblen Nutzung für ein Festzelt oder auch für Parkplätze

So sieht 2BA Architekten die Mehrzweckhalle in der Innenansicht.

„Eine große Qualität stellt auch der Ideenteil des Siegerentwurfs mit dem Forum dar“, betont der Vorsitzende der Preisjury, Prof. Kai Haag. Außer den über 100 Fahrradabstellplätzen konzentriert sich ein halbkreisförmiges Forum auf eine zentrale Mitte hin. Dieser mittlere, begrünte Bereich kann multifunktional „bespielt werden“, d.h. die Fläche kann sowohl als Parkplätze als auch für Feste und Veranstaltungen genutzt oder ein Festzelt darauf aufgebaut werden. Auch Fahrradstellplätze sind über den Campus verteilt.

Auch das Kostenkonzept überzeugt die Jury

Nach der Pressekonferenz konnte die Ausstellung der besten Entwürfe zur Mehrzweckhalle besichtigt werden.

Am Ende der Pressekonferenz, die die Bürgerinnen und Bürger für ihre Fragen rund um die neue Mehrzweckhalle genutzt haben, hebt Bürgermeister Dr. Joachim Wolf noch einen weiteren entscheidenden Vorteil des Siegerentwurfs hervor: „Diese Halle ist nicht nur einfach strukturiert – sie ist auch genial von den Kosten her: Von der Bewirtschaftung und den Betriebskosten ist es das günstigste Modell.“ Ob der preisgekrönte Entwurf in Münchingen tatsächlich gebaut wird, entscheidet nun zunächst der Gemeinderat. Doch egal wie die Entscheidung fallen wird, steht für Bürgermeister Dr. Joachim Wolf der Wunsch im Vordergrund: „Dass sich die Korntal-Münchinger in der neuen Mehrzweckhalle mindestens genauso wohl fühlen werden, wie in der Albert-Buddenberghalle.”

In einem Video stellt der Vorsitzende der Preisjury Prof. Kai Haag den Siegerentwurf von 2BA Architekten vor.