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Fundstück Nummer vier: Als man sonntags vor dem Töchterinstitut in Korntal flanierte – Lithografie von 1865


Das vierte Fundstück ist eine Lithografie von 1865 mit dem Titel „Töchter-Institut in Kornthal“.

1865 Das Bild zeigt das Töchterinstitut, die alte Gemeindeschule und einen Teil des Wollwarengeschäfts G. G. Schüle mit Bürgerinnen und Bürgern.

Das Bild zeigt das Töchterinstitut, die alte Gemeindeschule und einen Teil des Wollwarengeschäfts G. G. Schüle mit Bürgerinnen und Bürgern. Zum einen ist das Dokument historisch interessant, da es das Erscheinungsbild des Ortes von 1865 nachvollziehbar macht. Zum anderen sagt es etwas über die Menschen und ihr Selbstverständnis aus. Denn den Charme des Bildes machen vor allem die darauf abgebildeten Menschen aus. Hier flanieren angesehene Bürger des Orts oder aber auch auswärtige Besucher  in feinem Zwirn durch das Dorf „Kornthal“. Dort war man stolz auf einen hohen Bildungsstandard und bürgerlichen Lebensstil, denn mit seinen weiterführenden Schulen unterschied sich Korntal von den umliegenden Dörfern. Spannend ist aber auch die Frage, warum überhaupt eine solche Lithografie erstellt wurde? Schließlich war dies mit einem nicht unerheblichen  Aufwand verbunden, und es musste auch ein Markt dafür vorhanden sein. Korntal übte damals insbesondere für Pietisten eine Anziehungskraft über die Ortsgrenzen hinaus aus und war als Motiv beliebt. Nicht zuletzt die stolzen Eltern der Schülerinnen und Schüler sah man als potentielle Kunden der Lithografie an. Vertrieben wurde das Blatt vom Verlag Ernst Riecker in Tübingen.

Das Töchterinstitut war eine höhere Mädchenbildungsanstalt, die bereits 1821 von Gemeindegründer Hoffmann ins Leben gerufen wurde. 1914 wurde das Töchterinstitut in eine Mädchenrealschule und nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Mädchen-Progymnasium umgewandelt. Untergebracht war die Schule

im umgebauten ehemaligen Keltergebäude des Hofgutes Korntal am Saalplatz, an der Stelle des heutigen Rathauses. Als das Schulgebäude 1959 wegen Einsturzgefahr abgerissen wurde, zog das Mädchenprogymnasium in die ehemalige Lateinschule in der Johannes-Daur-Straße um.

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Redakteur / Urheber
Angela Hammer