Stolperstein | Gerhard Jacobi

* 3. Oktober 1912 in Obertürkheim – † 9. Januar 1943 in Stuttgart
Gerhard Jacobi
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Ludwigsburger Straße 33
70825 Korntal-Münchingen
Stadtteil: Korntal

Gerhard Jacobi war der älteste Sohn von Elisabeth und Kurt Jacobi. Er wurde 1912 in Obertürkheim geboren, sein jüngerer Bruder 1918 in Rastatt. Beide Söhne wussten bis 1933 nichts von ihren jüdischen Vorfahren. Das wurde in der Familie erst zum Thema, als der „Ariernachweis“ verlangt wurde und stürzte beide Söhne in tiefe Verzweiflung. Die Familie lebte zu der Zeit seit 1931 in Königsberg. Wegen der dortigen aufgeheizten antisemitischen Stimmung stellte Vater Kurt Jacobi einen Versetzungsantrag, und die Familie verließ Königsberg.

Gerhard Jacobi legte das Abitur am Friedrich-Kollegium in Landau ab. Anschließend schrieb er sich in Königsberg für das Fach Medizin ein. Nach 1933 setzte er es in Graz und später in Heidelberg fort, weil er sich von dort aus bessere berufliche Perspektiven erhoffte. Mit dem Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze Ende 1935 wurden sein Vater, sein Bruder und er selbst allerdings nicht mehr lediglich als „Nichtarier“, sondern als „Volljude“ bzw. „Halbjuden“ klassifiziert.

Diese Klassifizierung gefährdete Gerhard Jacobis weitere Berufsausbildung. Nach der Beendigung des Medizinstudiums 1936 fand er nur mit Mühe Stellen, um die vorgeschriebenen Praktika absolvieren zu können. Eine feste Stelle als Assistenzarzt bekam er nicht. Trotzdem erlangte er 1938 die medizinische Doktorwürde. Seine Eltern, die inzwischen in Korntal lebten, konnten ihn nun aber nicht mehr finanziell unterstützen.

In der Not bewarb sich Gerhard Jacobi im Januar 1939 als Missionsarzt bei der Basler Mission. Im Frühjahr 1940 sollte er nach Südchina geschickt werden. Nach einer kurzen Anstellung zur Vorbereitung dieses Einsatzes wurde ihm aber wieder gekündigt. Die offizielle Version war, dass es in der gegenwärtigen internationalen Situation unmöglich sei, Reichsdeutsche auf das Missionsfeld zu bringen. Es scheint aber, dass der damalige Direktor auf der Entlassung bestand, „weil man es einem Missionar nicht zumuten könne, mit einem Juden zusammenzuarbeiten“.

Danach arbeitete Gerhard Jacobi kurze Zeit in Tübingen und im Bethesda-Krankenhaus in Stuttgart. Im Juli 1941 wurde er zur Musterung geladen; hier stellte man fest, dass er an Tuberkulose erkrankt war. In den folgenden anderthalb Jahren befand er sich in unterschiedlichen Behandlungen. Es ist wahrscheinlich, dass ihm als „Halbjuden“ nur unzureichende ärztliche Hilfe zuteilwurde. Gerhard Jacobi starb am 9. Januar 1943 im Katharinenhospital. Er wurde auf dem Korntaler Friedhof begraben.

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