Man sieht nur, was man kennt. Dies gilt ganz besonders auch für die kleinen Tiere und Pflanzen in unserer gewohnten Umgebung. Und wer gelernt hat zu sehen, der wird gewahr, dass dies echte Schätze sind, Naturschätze bei uns.
Eine Auswahl an seltenen Tieren und Pflanzen, die Sie auf unserer Gemarkung noch finden können, stellen wir Ihnen hier vor.
Bienen-Ragwurz
Königin der Blumen - so wird die Orchidee genannt. Vielen gilt sie als pflanzlicher Inbegriff von Schönheit und Exotik. Doch man muss nicht nach Mittel- oder Südamerika reisen, um wild wachsende Orchideen zu bestaunen. Auch bei uns, in Korntal-Münchingen, gedeihen einige Orchideen-Arten.
Eine davon ist die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). Man findet sie an sonnigen bis leicht schattigen, mageren Standorten. Mit ihrer auffälligen Blüte entspricht sie dem Bild, das sich viele Menschen von Orchideen machen. Es gibt aber auch Arten, die weiß oder grünlich sind und uns daher weniger ins Auge fallen. Orchideen weisen einige interessante Besonderheiten auf. So gehören zum Beispiel die meisten unserer einheimischen Ragwurz-Arten zu den sogenannten Sexualtäuschblumen. Durch Blütengestalt, Haarstrukturen auf der Oberfläche und Sexuallockstoffe ahmen sie die Weibchen bestimmter Wespen- oder Bienenarten nach. Die Männchen, die vor den Weibchen schlüpfen, lassen sich von den Attrappen täuschen, versuchen sich mit den Blüten zu paaren und bestäuben sie dabei. Ein raffiniertes Betrugsmanöver, das dazu dient, den Pollen der Ragwurz gezielt zu einer anderen Blüte derselben Art zu bringen. Doch diese Strategie ist riskant! Die Ragwurz ist auf diejenigen Insektenarten angewiesen, deren Weibchen sie imitiert. Stirbt die Insektenpopulation aus, so gibt es keine gezielte Bestäubung mehr. Manche Orchideen nutzen daher andere, weniger risikoreiche Methoden der Bestäubung. So auch unsere Bienen-Ragwurz: Sie bestäubt sich selbst.
Rebhuhn
Als Kulturfolger liebt das Rebhuhn kleinteilig gegliederte Ackerlandschaften, die ihm mit Hecken und Büschen, höher bewachsenen Feld- und Wegrändern, Gräben und eingestreuten Brachflächen auch ausreichend Möglichkeiten zur Deckung bieten. Dies steht im Widerspruch zu einer intensiv genutzten und großflächig bearbeiteten Feldflur, wie sie sich in Europa mehr und mehr durchgesetzt hat. Intensiver Maschineneinsatz verursacht hohe Verluste an Nestern und Küken, und die Artenarmut in der modernen Kulturlandschaft verringert auch das Nahrungsangebot: die Altvögel benötigen eine Vielzahl von Pflanzen mit ihren Samen und für die Jungenaufzucht ist ein reiches Insektenangebot wichtig. Viele für das Rebhuhn gefährliche Entwicklungen kommen zusammen, so dass die Bestände europaweit katastrophal abgenommen haben.
Fast immer sieht man Rebhühner auf dem Boden; sie rennen rasch mit aufwärts gestrecktem Hals. Aufgescheucht fliegen sie mit lautem Flügelgeräusch niedrig davon. Im März und April verlassen die Hähne kurz nach Sonnenuntergang ihre Deckung und fliegen einzeln auf die noch kahlen Felder, wo sie ihren schnarrenden Revierruf hören lassen. Im Frühjahr und Sommer trifft man meist auf Paare, die dann im Hochsommer und Herbst ihre Jungen mit sich führen („Ketten“). Im Winter können sich manchmal mehrere solcher Familienverbände zu ganzen Völkern zusammenschließen. Im Frühjahr lösen sich die Familienverbände wieder auf und die Paare finden sich wieder. Auf den Feldern und Wiesen rund um Korntal-Münchingen können wir glücklicherweise immer noch Rebhühner antreffen. In den letzten Jahren haben die Bestände sogar wieder leicht zugenommen. Hoffen wir, dass dieser Trend weiterhin anhält, den verantwortungsbewusste Landwirte beispielsweise mit extensiven Randstreifen und dem Erhalt von Gehölzen gezielt unterstützen können.
Bläulinge
Wie wäre es mit einem gemütlichen Spaziergang durch blühende Wiesen bei Kallenberg oder im Gschnaidt? Dort können Sie im Sommer kleine intensiv blau gefärbte Schmetterlinge bei der Nahrungssuche beobachten. Es sind Falter aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae). Doch nicht alle Bläulinge sind blau: Es gibt auch Arten mit bräunlichen, orangefarbenen oder gefleckten Flügeln.
Bemerkenswert ist der Lebenszyklus mancher Arten, der eng mit Ameisen verknüpft ist. Ein typisches Beispiel hierfür ist der seltene Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea nausithous), der noch im Stuttgarter Raum vorkommt. Er legt seine Eier in die Blüten des Großen Wiesenknopfes, wo die geschlüpften Raupen zunächst auch fressen. Ab einer gewissen Größe verlassen sie die Pflanze und fallen zu Boden. Vorbeilaufende Ameisen tragen sie in ihr Nest, da die Raupen ein Sekret abgeben, das gerne von den Ameisen gefressen wird. Im Ameisennest ernährt sich die Raupe dann von der Ameisenbrut. Sie wird aber trotzdem geduldet, weil sie das begehrte Sekret liefert und den Nestgeruch der Ameisen nachahmt. Die Raupe verpuppt sich dann im Ameisennest, und im nächsten Frühjahr schlüpft der fertige Schmetterling. Er muss das Ameisennest schnell verlassen, damit er seine Flügel ausbreiten kann, ehe sie erhärten. Der Falter sucht sich dann wieder einen Wiesenknopf, und der Zyklus beginnt von neuem.
Blindschleiche
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) gehört trotz ihres Aussehens nicht zu den Schlangen, sondern ist eine „Eidechse ohne Beine“. An ihrem Skelett kann man noch die Reste von Schulter- und Beckengürtel erkennen und auch die Embryonen zeigen noch winzige Anlagen von Gliedmaßen. Typisch für Eidechsen sind auch die Augenlider: Blindschleichen können, im Gegensatz zu Schlangen, ihre Augen schließen.
Angreifer verwirrt die Blindschleiche mit einem raffinierten Trick: Sie wirft ihren Schwanz ab. Während dieser zuckt und zappelt und den Gegner beschäftigt, bringt sich die Blindschleiche in Sicherheit. Der Schwanz wächst als kleiner Stummel nach, während er bei anderen Eidechsen bis zu zwei Dritteln seiner ursprünglichen Länge erreichen kann. Der Name der Blindschleiche ist irreführend. Zwar sieht das Tier nicht besonders gut, blind ist es aber keineswegs. „Blind“ leitet sich vielmehr vom althochdeutschen Wort für „blenden“ ab und bezieht sich auf die glänzende Oberfläche des Tieres. Die Blindschleiche lebt an sonnigen bis halbschattigen, leicht feuchten Stellen mit reichlich Bodenvegetation: Man findet sie daher auf Wiesen und an Waldrändern, in Gebüschen und naturnahen Gärten. Sie ernährt sich vor allem von Schnecken und Regenwürmern sowie seltener von Insekten. In Gefangenschaft können die Tiere über 30 Jahre alt werden.
Die Blindschleiche ist ein völlig harmloses Tier und zudem ein guter Schneckenvertilger. Streuen Sie daher kein Schneckenkorn, um die Blindschleiche nicht zu vergiften! Freuen Sie Sich, wenn Sie die hübsche Echse an einem kühlen Tag in Ihrem Kompost entdecken sollten, wo sie Schutz, Wärme und Nahrung sucht.
Großer Wiesenknopf
Der große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ist eine charakteristische Pflanze wechselfeuchter Wiesen. Mit seinem hohen Wuchs und seinen dunkelroten Blüten zieht er in größeren Beständen die Blicke auf sich. Der wissenschaftliche Gattungsname "Sanguisorba" leitet sich ab von den lateinischen Worten für "Blut" und "aufsaugen". Die Pflanze wirkt nämlich blutstillend, was auf ihren hohen Gerbstoffgehalt zurückzuführen ist. Der Artname "officinalis" weist darauf hin, dass der Große Wiesenknopf schon lange als anerkannte Heilpflanze verwendet wurde (Offizin= Apotheke).
Wechselfeuchte Wiesenknopf bzw. Wiesensilgen-Wiesen werden leider immer seltener. Wir haben das Glück, dass es auf unserer Gemarkung, im Gewann Gschnaidt, noch derartige Wiesen gibt. Um diese wertvollen Lebensräume zu erhalten, hat die Stadt ein Wiesenschutzprogramm ins Leben gerufen. Es gewährt Landwirten einen finanziellen Ausgleich, wenn sie beim Düngung und Mähen bestimmte Auflagen erfüllen. Mehrere Landwirte haben sich bereit erklärt, an dem Förderprogramm teilzunehmen – dafür herzlichen Dank! Bei Fragen dazu wenden Sie sich jederzeit gerne direkt an das Sachgebiet Umwelt-, Klima- und Naturschutz.
Hoffen wir, dass die gemeinsamen Anstrengungen zum Schutz dieser Wiesen erfolgreich sind. Dann können nicht nur wir uns an den Pflanzen und Tieren der Feuchtwiesen erfreuen, sondern auch noch unsere Kinder und Enkel!
Blauflügelige Prachtlibelle
Die Prachtlibelle (Calopteryx virgo) trägt ihren Namen zu Recht. Die Männchen mit ihrem blaumetallisch schimmernden Körper und den dunkelblauen Flügeln zählen zu unseren schönsten Libellen. Die bräunlich gefärbten Weibchen sind dagegen weniger auffällig.
Bei den Libellen handelt es sich um eine uralte Insektengruppe. Fossilien ihrer Vorfahren hat man in ca. 300 Millionen Jahre alten Gesteinen gefunden. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 75 cm gehören die fossilen Libellenvorfahren zu den größten Insekten, die je auf der Erde gelebt haben. Alle Libellen verbringen ihre Larvenzeit im Wasser, wo sie sich räuberisch von verschiedenen Tieren ernähren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Libellenarten leben die Larven der Prachtlibellen aber nicht in stehenden, sondern in fließenden Gewässern. Die Tiere besiedeln bevorzugt naturnahe, relativ saubere, sauerstoffreiche Bäche mit sonnigen und schattigen Uferbereichen. Ihr Vorkommen deutet somit auf einen recht guten Zustand des Gewässers hin. Sie können daher als sogenannte „Zeigerart“ dienen. Die erwachsenen Libellen sind genau wie die Larven geschickte Jäger. Die Libellen-Männchen besetzen Reviere entlang des Bachlaufes, die sie gegen Konkurrenten verteidigen. Die Weibchen werden mit Balztänzen umworben und während der Eiablage bewacht und beschützt. Das Männchen zeigt dem Weibchen mit hochgehobener Hinterleibsspitze günstige Eiablageplätze wie z. B. flutende Wasserpflanzen. Die Eier werden dann in die Pflanzen abgelegt und zwar im Bereich des Wasserspiegels oder auch darunter. Hierbei kann das Weibchen mehr als eine halbe Stunde unter Wasser bleiben.
Bei einem Spaziergang im Münchinger Täle an einem schönen Sommertag haben Sie vielleicht Gelegenheit, diese farbenprächtigen Libellen zu bewundern.
Gartenrotschwanz
War er früher ein ständiger Begleiter auf einem Spaziergang durch Streuobstwiesen oder eine Kleingartenanlage, so ist der Gartenrotschwanz heute nur noch mit etwas Glück zu beobachten. Nicht nur Streuobstwiesen und Kleingärten gehören zu beliebten Brutgebieten des farbenprächtigen Singvogels. Vielmehr ist er ein Bewohner, der offene Gehölze bevorzugt und somit auch an Waldrändern, in Parks und Friedhöfen nach Bruthöhlen sucht. Gerne nimmt er auch künstliche Nisthilfen an. Dabei bleibt der Gartenrotschwanz sehr ortstreu und besetzt letztjährige Reviere erneut, wenn die Nisthöhlen dies ermöglichen.
Kehrt der Gartenrotschwanz Ende April aus seinen Überwinterungsgebieten zurück, beginnt das Männchen sein Revier zu suchen, zu verteidigen und Weibchen anzulocken. Hierzu sitzt er aufrecht auf Baumspitzen und singt seine typischen Gesangsstrophen. Die Unterscheidung der Geschlechter ist im Brutkleid eindeutig. Während das Männchen auf seiner Sitzwarte durch eine rostrote Brust- und Bauchpartie, eine tiefschwarze Kehle und einen weißen Streif an der Stirn weithin sichtbar ist, ist das Weibchen durch ein schlichtes braunes Kleid gekennzeichnet. Der namensgebende rote Schwanz ist bei beiden Geschlechtern ausgeprägt. Der farbenprächtige Vogel ernährt sich überwiegend von Insekten und Spinnen, welche er meist am Boden erbeutet. Dabei ist oft zu beobachten, dass der Gartenrotschwanz nach einer erfolgreichen Beutejagd denselben Zweig im Baum wieder anfliegt.
Zwergfledermaus
Sie sind Säugetiere - die einzigen, die fliegen können. Was bei uns Arme und Hände sind, hat sich bei ihnen in wendige Flügel verwandelt. Sie haben sich in die Nacht zurückgezogen und konnten so als Artengruppe Millionen von Jahren überleben. Wir sehen sie nicht, nur manchmal wenn wir aufmerksam in der Dämmerung den Himmel beobachten – die Fledermäuse.
Als wir unsere Fledermauskästen im März 2017 kontrollierten, fanden wir eine der kleinsten heimischen Fledermausarten, die Zwergfledermaus. Ihr Gewicht liegt zwischen Teebeutel und Bonbon, wenn sie aber die Flügel ausbreitet, erreicht sie fast die Spannweite eines Spatzen. Sie zählt zu den ‚Hausfledermäusen’, denn sie lebt gerne in der Nähe der Menschen und bewohnt dort kleine Spalten und Hohlräume in Hausfassaden, Flachdächern oder hinter Fensterläden, aber offensichtlich gefällt es manchen Exemplaren auch in unserem lichten Seewald in Fledermauskästen. Mit ihrem zarten Körper, der in eine Streichholzschachtel passen würde, kann sie sich nahezu unsichtbar machen. Nur Spuren von kleinen schwarzen Krümeln, ihrem Kot, können darauf hinweisen, wo sie wohnt. Trotz ihres geringen Gewichtes vertilgt sie doch eine erstaunliche Menge von Insekten: sehr gerne verspeist sie Mücken, pro Nacht bis zu 2000 Stück! In lauen Sommernächten kann man sie schon in der Dämmerung an Straßenlaternen oder sogar im Garten jagen sehen. Ab August sind die im Juni geborenen Jungen schon erwachsen und gehen auf Brautschau.
Bei uns wird es nun immer kälter. Die Beutetiere, die Insekten, verschwinden nach und nach. Um den Winter zu überleben, haben die Fledermäuse eine Strategie entwickelt. Die kleinen ‚Zwerge’ fliegen nicht wie viele Vögel oder auch manch größere Fledermaus große Strecken in wärmere Gegenden, sondern sie suchen einen gleichmäßig temperierten kühlen, aber windgeschützten Ort möglichst in der Nähe, um in eine Winterlethargie zu verfallen. Die angefutterten Fettreserven müssen dann genügen, bis wieder Insekten fliegen. Daher verlangsamt sich ihr Herzschlag auf nur ungefähr 10 Schläge pro Minute. Die Körpertemperatur wird an die Außentemperatur angepasst und auf 2 bis 10° C heruntergefahren.
Jede Störung hat jetzt einen hohen Energieverbrauch zur Folge und ist lebensgefährlich für die kleine Fledermaus. Sie ist nun auf unser Verständnis und auf unsere Hilfe angewiesen. Eine innere Uhr sagt ihr, wann sie wieder aufwachen kann, denn dann muss sie sofort genügend Nahrung finden, um die aufgebrauchten Reserven zu erneuen. Sie fliegt in ihr vertrautes Sommerquartier zurück, falls dieses noch existiert.
Kleines Mädesüß
Vom Mädesüß gibt es zwei verschiedene Arten, und zwar das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) und das Kleine oder Knollige Mädesüß (Filipendula vulgaris). Der Name hat nichts mit „Süßen Mädels“ zu tun, sondern deutet darauf hin, dass Blüten und Sprosse früher zur Aromatisierung von Met (Honigwein) und Wein verwendet wurden. Im Laufe der Zeit wandelte sich dann „Met“ zu „Mäd“.
Das Echte Mädesüß findet man häufig an feuchten Stellen wie Gräben oder Teich- und Bachufern. Das Kleine Mädesüß ist dagegen eine seltenere Art, die auf der Roten Liste Baden-Württembergs als gefährdet eingestuft wird (RL3). Es stellt deutlich höhere Ansprüche an seinen Lebensraum: Dieser sollte abwechselnd trockenere und feuchtere Perioden haben, darf nicht überdüngt und nicht zu hochwüchsig sein.
In unserer weiteren Umgebung, d. h. in dem Gebiet zwischen Hochdorf- Pflugfelden -Feuerbach - Leonberg, gibt es nur noch drei bekannte Fundorte des Kleinen Mädesüß. Zwei davon liegen ganz auf unserer Gemarkung, sind sehr klein und auf Dauer wohl nicht überlebensfähig. Der dritte, größte Bestand befindet sich im Gschnaidt, zum kleineren Teil auf Stuttgarter Gebiet, zum überwiegenden Teil auf unserer Gemarkung. Korntal-Münchingen hat daher eine besondere Verantwortung für das Überleben dieser Art. Wenn das Vorkommen im Gschnaidt erlischt, wird die Pflanze auf einer großen Fläche sehr wahrscheinlich auf Dauer verschwunden sein. Wir alle können aber gemeinsam zu ihrem Schutz beitragen:
- Als Spaziergänger: Indem wir die Pflanze nicht abpflücken und auf den Wegen bleiben.
- Als Stadt: Durch Erhalt der Wiesenlandschaft, durch Weiterführen des Wiesenschutzprogramms, durch geeignete Pflege des Grabensystems, durch Verzicht auf zusätzliche Drainage.
- Als Landwirte: Durch angepasste Bewirtschaftung der jeweiligen Wiesen.
Im Bereich des größten Vorkommens im Gschnaidt konnte bereits eine diesbezügliche Vereinbarung mit dem Landwirt getroffen werden.
Rauch- und Mehlschwalbe
Alle europäischen Schwalben sind typische Zugvögel. Sie überwintern zumeist in Afrika und verbringen die Sommermonate in ihren heimischen Brutgebieten. Am bekanntesten sind die beiden häufigen Arten Rauch- und Mehlschwalbe, die in und um unsere Ortschaften herum zuhause sind, zum Glück auch noch – leider immer weniger – bei uns in Korntal-Münchingen.
Die Rauchschwalbe zeigt eine ziegelrote Kehle, eine vom Kopf bis zum Schwanz dunkel blauschwarze Oberseite und verlängerte äußere Schwanzfedern, welche die typischen Spieße bilden. An Brust und Bauch ist sie dunkel weiß bis kräftig ockerfarben. Die Mehlschwalbe ist etwas kompakter, oberseits heller blau und bei richtigem Licht sogar von türkisblauem Glanz. Ihr Schwanz ist deutlich eingekerbt, aber zeigt niemals Spieße. Von der Kehle bis über den Bauch ist sie kreideweiß, genauso wie ihr Bürzel. Ihre Nahrung fangen alle Schwalben ausschließlich fliegend aus der Luft. Bei sonnigem Wetter können sie sich in solchen Höhen befinden, dass sie mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen sind. Bei schlechtem Wetter jedoch sieht man sie vermehrt flach über dem Boden jagend. Ihre Nester bauen Schwalben aus Lehm und feuchter Erde, welche sie an Pfützen und Bächen sammeln. Da sie solche Stellen bei uns immer weniger finden, kann man ihnen an geeigneten Stellen auch künstliche Nisthilfen anbieten, am besten mit einem Kotbrettchen darunter. Mehlschwalben sind Koloniebrüter und kommen meist in Gruppen von 4 bis 5 Paaren an einem Brutplatz vor. Sie brüten außen an Häusern, unter Vorsprüngen oder überstehenden Dächern. Rauchschwalben dagegen brüten eher einzeln und mit größerem Abstand zueinander. Ihre Nester finden sich in Ställen, offenen Gebäuden und Schuppen.
Leider sind beide Arten europaweit im Rückgang. Dies liegt vor allem am Verlust ihrer Brutplätze, am Mangel von geeigneten Stellen für das Nistmaterial und besonders am massiven Rückgang ihrer Nahrung, den Insekten. Es gibt leider auch Menschen, die sich über Schwalben nicht freuen können, sondern nur den unter ihren Nestern sich ansammelnden Schmutz sehen. Ihnen muss klar gesagt werden, dass Schwalben streng geschützt sind, und dass das Herunterschlagen oder sonstige Beseitigen von Schwalbennestern strafbar ist.
Blauschwarze Holzbiene
Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) ist unsere größte einheimische Solitärbiene (ca. 2-2,5cm). Solitär bedeutet: Im Gegensatz zu Hummeln oder Honigbienen lebt sie nicht in einem Insektenstaat. Vielmehr bauen die Weibchen jeweils eigene Nester für ihre Nachkommen. Die Holzbiene sucht sich dafür mürbes Totholz, in das sie mit ihren Mundwerkzeugen Gänge nagt. Diese unterteilt sie in Brutzellen und bestückt sie jeweils mit Nahrung und einem Ei.
Die Holzbiene findet man an sonnenexponierten Stellen mit viel Totholz wie zum Beispiel in alten Parkanlagen, naturnahen Gärten und Streuobstwiesen. Da derartige Lebensräume immer seltener werden, steht die Holzbiene in Baden-Württemberg auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten. Insgesamt ist der Bestand an Wildbienen und anderen Insekten in den letzten Jahrzehnten massiv eingebrochen. Wie Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen ergaben, hat dort an manchen Stellen die Menge der Fluginsekten in den letzten 25 Jahren um bis zu 80% abgenommen. „Wenn dieser Trend sich fortsetzt“, so Experten, „sterben sie in weniger als zehn Jahren aus“ (Pressemitteilung der Universität Hohenheim vom 28.10.2016.). In China gibt es bereits ganze Landstriche ohne bestäubende Insekten. Lassen wir es nicht so weit kommen! Auch Honigbienen, falls sie überleben sollten, könnten den Ausfall von wildlebenden Insekten nicht kompensieren. Hummeln beispielsweise fliegen noch bei kühler und nasser Witterung, wenn Bienen im Stock bleiben. Manche Pflanzen stehen auch in sehr enger Beziehung zu bestimmten wildlebenden Bienen oder Wespen. So beispielsweise einige Orchideen oder der Gilbweiderich, der Öl anstelle von Nektar anbietet. Andere Arten wiederum können aufgrund ihres Blütenaufbaus nur von Schmetterlingen bestäubt werden. Viele Menschen stehen dem Verlust der natürlichen Artenvielfalt gleichgültig gegenüber. Aber auch der wirtschaftliche Schaden für Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion wäre enorm, wenn die wildlebenden bestäubenden Insekten weitgehend aussterben würden. Das überzeugt hoffentlich auch diejenigen, die nur in ökonomischen Kategorien denken.
Nur gemeinsam können wir etwas bewegen und wichtige Veränderungen bewirken. Unterstützen Sie uns bitte dabei!
Graue Sandbiene und Rothaarige Wespenbien
Wer im Frühjahr den Bahnhofsplatz in Korntal überquert, blickt auf einen hoch aufragenden Birnbaum in voller Blüte. Seit mehr als fünfzig Jahren steht dieser wunderschöne Baum schon hier. Ein kleines Wunder verbirgt sich auch an seinem Fuß und unter seinen weit herausragenden Ästen: in der Erde zwischen Löwenzahn und Gänseblümchen sind Löcher mit rings herum aufgeworfener Erde zu entdecken; die unterirdischen Gänge sind das Werk kleiner schwarz- weißer Bienen. Graue Sandbienen (Andrena cineraria), die dafür sorgen, dass unsere früh blühenden Obstbäume bestäubt werden. Sie leben gesellig in Kolonien von bis zu mehreren Hundert Individuen, aber jede Biene hat ihren eigenen Gang und sorgt für ihren Nachwuchs. Die Männchen schlüpfen früher und summen dann in großer Zahl herum. Keine Sorge, sie sind nicht gefährlich, denn sie haben keinen Stachel. Nach der Paarung sterben sie. Dann beginnt die weibliche Sandbiene mit dem Brutgeschäft. Sie legt ihre Eier in die Bruthöhlen und versorgt sie mit einem Vorrat an goldgelben Pollen.
Nach getaner Arbeit ist auch ihr Leben zu Ende. Die neue Generation schlüpft noch im selben Jahr, bleibt aber unter der Erde bis das nächste Frühjahr sie mit neuen Blüten ins Freie lockt. Tagsüber bleibt der Eingang zur Bruthöhle offen, nur bei Regen und nachts wird er verschlossen. Da fällt es der kleinen ‚Wespe’, die gar keine Wespe ist und mit ihren leuchtend roten Beinen zwischen den Sandbienen herumschwirrt, nicht schwer, ihre eigene Brut in deren Gänge zu schmuggeln. Auch das sind Bienen: ‚Wespenbienen’ wegen ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit Wespen, ‚Kuckucksbienen’, weil sie ihre Brut, wie der Kuckuck im Vogelreich in das Nest einer Sandbiene legen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet. Die Larve der Wespenbiene (Nomada lathburiana) verspeist das Ei des Wirts und anschließend den Futtervorrat; falls schon eine Larve geschlüpft ist, tötet sie diese. Welche Dramen spielen sich hier ab, während wir vorbeieilen! Es lohnt sich genau hinzuschauen. Auf den ersten Blick unscheinbare Orte halten oft verblüffende Entdeckungen bereit. Bedroht sind die Wildbienen aber nicht wegen ihrer Schmarotzer, sondern wegen der Zerstörung ihres Lebensraumes und weil ihre Futterquellen rar geworden sind. Ein naturnaher Garten, eine verwilderte Wiese, ein Stück Erde, das einfach in Ruhe gelassen wird, blühende Wildsträucher, Löwenzahn, Taubnesseln und andere Wildkräuter, mehr Unordnung im Sinne der Natur, können hier viel zum Überleben der selten gewordenen und besonders geschützten Wildbienen beitragen.
Erdkröte
Die Erdkröte ist die einzige Krötenart, die auf unserer Gemarkung vorkommt. Sie stellt keine besonders hohen Ansprüche an ihre Umgebung. Daher findet man sie sowohl in Wäldern als auch im Offenland oder im Siedlungsbereich. Entscheidend ist aber das Vorhandensein geeigneter Laichgewässer, in denen sich die Jungen entwickeln können.
Die Kröten zeigen eine große Laichplatztreue. Sie suchen zur Eiablage diejenigen Gewässer auf, in denen sie selbst herangewachsen sind. Zur Orientierung dienen hierbei Geruch, optische Merkmale und das Magnetfeld der Erde. Trifft ein Männchen während der Wanderung zum Laichplatz auf ein Weibchen, so steigt es auf, klammert sich mit den Vorderbeinen fest und lässt sich huckepack zum Gewässer tragen.
Andere Männchen wehrt es mit Tritten seiner kräftigen Hinterbeine ab. Außerdem geben alle Männchen Abwehrrufe von sich, wenn ein anderes Tier sie besteigen will. Im Wasser angekommen, beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Sie produzieren dabei meterlange Schnüre, die mehrere tausend Eier enthalten. Parallel zur Eiablage gibt das dazugehörende Männchen seinen Samen ins Wasser ab. Die Befruchtung erfolgt somit außerhalb des Körpers. Kröten produzieren zu ihrer Verteidigung eine Mischung verschiedener Stoffe. Darunter befinden sich Substanzen, die als Herzgifte wirken oder beim Menschen in höherer Konzentration Rauschzustände mit Halluzinationen hervorrufen. Ein identisches psychoaktives Gift findet man interessanterweise auch in Pilzen aus der Verwandtschaft der Knollenblätterpilze sowie in tropischen Mimosen. Es ist ein Bestandteil mancher „magischer Getränke“. Aber keine Angst beim Anfassen einer Kröte! Bei Ihnen werden weder Herzbeschwerden noch Halluzinationen auftreten. Die Konzentration der Gifte ist viel zu gering.
Unseren germanischen Vorfahren galt die Kröte als heilig. Im Mittelalter wurde sie dagegen dämonisiert und als Teufelstier angesehen. In manchen Köpfen scheint es immer noch tiefverwurzelte Vorurteile gegen Kröten zu geben. Es ist Zeit, dies über Bord zu werfen und die nützlichen Schneckenvertilger im rechten Licht zu sehen.
Molche
Der Bergmolch besiedelt vor allem das Hügel- und Bergland, kommt aber auch im Tiefland vor. Im Gebirge wurde er schon in Höhen von 3000 m gesichtet. Er wird bis zu 12 cm groß, das Männchen ist etwas kleiner. An seinem leuchtend orangeroten Bauch ist er leicht zu erkennen. Seine Laichzeit dauert etwa von Mitte März bis Juni.
Auch der Teichmolch hat ein sehr weites Verbreitungsgebiet, von Frankreich bis Westasien. Es gibt zahlreiche Unterarten. Er wird etwa 6,5–10 cm groß. Sein Kopf ist hell/dunkel längsgestreift, Rücken und Seite sind olivgrün/bräunlich, der Bauch gefleckt. Seine Laichzeit geht von März bis Mai.
Leben im Ersatzbiotop
Beide Molcharten kommen in einem geschützten Biotop nach § 32 NatschG an der südlichen Markungsgrenze vor. Aus einer ehemaligen Reinigungswanne für LKWs hat sich nach Stilllegung der Deponie ein kleines Feuchtbiotop entwickelt, das in jedem Frühjahr zahlreichen dieser Amphibien als Laichplatz dient. Seit über 25 Jahren wird es von freiwilligen Helfern (u.a. von NABU und BUND) während der Laichzeit betreut und kontrolliert.
Die Umweltschutzstelle der Stadt ist für die Pflege und den Unterhalt zuständig. Hierzu zählen auch periodisch notwendige Entschlammungsmaßnahmen, das „Freistellen“ der Wasserflächen und die Sperrung während der Amphibienlaichzeit. 2017 musste nach vielen Jahren dem Wasserstand wieder mal etwas nachgeholfen werden; das Frühjahr war einfach zu trocken. Der städtische Bauhof hat hier geholfen. Leider ist die Zahl der Erdkröten und Molche, die den Tümpel zum Laichen aufsuchen, in den letzten Jahren rückläufig. Über die Gründe kann man nur spekulieren.