Landwirte, Landratsamt und Stadtverwaltung informierten bei Felderrundfahrt
Wie sind die Ernteaussichten dieses Jahr? Hat es genug geregnet? Hat der Hagel der vorletzten Woche Schaden angerichtet? Um diese und viele andere Fragen ging es auf der Felderrundfahrt am Montag, 15. Juli. Der Bauernverband Korntal-Münchingen hatte zur jährlichen Informationsfahrt über die Korntal-Münchinger Gemarkung geladen.
Viele Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder von Kirchen, Umweltverbänden und Vereinen wie den Landfrauen sowie Gemeinderätinnen und Gemeinderäten folgten der Einladung und fanden sich bei strahlendem Sonnenschein an der Reithalle in Münchingen ein. Dort hieß es dann auf die Anhänger steigen und vier Traktoren zogen die Gäste vorbei an Mais-, Kartoffel-, Rote Rüben-, Leinsamen-, Gerste- und Weizenfeldern. Fachleute vom Landratsamt Ludwigsburg, Fachbereich Landwirtschaft, sowie von der BayWa AG informierten ausführlich zu aktuellen Themen rund um Ernte, Getreide- und Feldfruchtsorten, Anbau, Schädlinge sowie Klimawandel und Wettereinflüsse.
Mit großem personellem Aufgebot war auch die Stadtverwaltung dabei, da es viele Herausforderungen und Sachthemen gibt, die Stadtverwaltung und Landwirtschaft betreffen. Unter anderem stellte Dr. Inga Häuser die Renaturierung des Aischbachs vor – eine Ausgleichsmaßnahme für die Westumfahrung in Münchingen.
Heuernte, Hagel und viel Regen
Begrüßt hat die Gäste und Redner Friedrich Siegle vom Bauernverband und entschuldigte einige Bauernkollegen, die wegen der später ausgefallenen Heuernte nicht dabei sein konnten. Siegle erläuterte zudem die aktuelle Erntesituation aus Sicht der Bauern: Drei Tage vor der Felderrundfahrt hatte Hagel im gesamten Landkreis Schaden angerichtet. „Unter anderem die Maisfelder hatte der Hagel stark getroffen.“ Zudem sprach er von 2024 als „einem relativ regenreichen Jahr“.
Auch Christoph Mauthe von der BayWa AG berichtete von dem Hagel, der unweit von Münchingen viele Maispflanzen zum „Liegen“ brachte und dass die Hagelereignisse in den kommenden Jahren zunehmen werden. Für ihn zählt der Mais zu den effektivsten Pflanzen, die man in der hiesigen „Hochertragsregion“ anbauen kann, da man für Mensch und Tier sehr viel Energie mit dem Mais gewinnen kann. Sei es als Futterpflanze oder für die Biogasanlagen.
Beim zweiten Stopp ging es um Weizen, Rote Rüben und den niederschlagsreichen Frühling. Insbesondere die Ähren sind, wenn sie durch Niederschlag auf dem Feld liegen, anfällig für Schimmelpilze. Während die Jahre zuvor recht trocken waren, kämpfen die Landwirte laut Mauthe dieses Jahr mit ungewöhnlich feuchter Witterung. Vor allem Starkregenereignisse machen den Pflanzen zu schaffen. Denn die Wurzeln mögen es nicht im Wasser zu stehen. Alles in allem rechnet Mauthe mit einem "mittleren Erntejahr, da es sehr große Ertragsschwankungen gibt."
Rent an Acker bei Korntal-West
„Dass der Adrenalinspiegel schon mal hoch ist, wenn das Wetter passt und die Ernte ansteht“, berichtete Andreas Abrell vom Bauernverband und warb um Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme. Ein gutes gegenseitiges Miteinander ist ihm wichtig. So hat Abrell vom Schulbauernhof am nördlichen Rand von Korntal-West einzelne Parzellen für Privatgärtner zur Verfügung gestellt. Und das eben nicht zu Korntal-West-Preisen, versprach er. Sondern für eine "kleine Pacht".
Alicia Läpple, die beim Landratsamt für Biodiversität zuständig ist, lobte die Blühstreifen auf der Gemarkung und ging auf die Rebhuhnvorkommen in Korntal-Münchingen ein.
Von Herausforderungen, wenn verschiedene Interessen aufeinander stoßen, sprachen auch die Landwirte Siegle und Abrell sowie Bürgermeister Noak. Sie waren sich aber einig, dass zwischen Landwirten, Jägern, Verbänden und Verwaltung vieles im Einvernehmen und in gegenseitigem Respekt auch mal auf dem „kleinen Dienstweg“ gelöst wird. Und auch die meisten Radler, Jogger und Spaziergänger sind sich dessen bewusst und verhalten sich dementsprechend respektvoll.
Was des einen Naherholungs- und Spazierweg ist, ist des anderen Arbeitsplatz und Eigentum.